Wrabetz, Alexander

Dr. Alexander Wrabetz | Screenshot: ORF2, ZIB2, 17.08.2006

„Hier kann sich nicht jeder was wünschen.“

Wer: Dr. Alexander Wrabetz, am 17.08.2006 gewählt, ORF-Generaldirektor ab 01.01.2007
O-Töne:
* Armin Wolf, ORF-Nachrichtenanchor, ZIB 2, ORF2, 17.08.2006
* Armin Wolf, Rede nach Entgegennahme des Robert-Hochner-Preises, 17.05.2006
Was: Telefon-Interview
Wo: Berlin < ---> Wien
Wann: veröffentlicht am 19.08.2006 im radioeins-Medienmagazin, rbb

Vgl.:
* Interview mit Dr. Alexander Wrabetz am 10.05.2019 beim ORF in Wien
* Interview mit Dr. Alexander Wrabetz am 22.05.2019 während der Medientage Mitteldeutschland, Leipzig
* Interview mit Dr. Alexander Wrabetz am 11.10.2019 während des Prix Europa


Was: Presseerklärung/Presseaussendung
Wer: Dr. Alexander Wrabetz, ORF-Generaldirektor
Wo: Wien
Wann: 19.01.2012, 13:06 Uhr

Erklärung von ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz =

Wien (OTS) – In den vergangenen Tagen haben von mir angekündigte
Strukturveränderungen und Personalentscheidungen zu heftigen internen
und externen Diskussionen geführt. Insbesondere wurde die in Aussicht
genommene Bestellung von Niko Pelinka zu meinem neuen Büroleiter als
Problem für die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung gesehen. Der
Protest von mehr als 1.300 Journalistinnen und Journalisten ist ernst
zu nehmen. Diese Diskussion innerhalb des Unternehmens legt nämlich
auch Zeugnis ab von Stärke, Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit der
journalistischen MitarbeiterInnen. Es geht ausschließlich, wie auch
von den ORF-Redakteurinnen und -Redakteuren formuliert, darum,
Schaden für das Ansehen des Hauses abzuwenden, was selbstverständlich
auch zu meiner Verantwortung gehört.
Ebenso ist zu berücksichtigen, dass notorische ORF-Gegner versuchen,
die Debatte in eine für den ORF negative Richtung zu lenken.
Dass die Diskussion und die Anfeindungen in Kommentaren und Postings
von externer Seite teilweise auf einem menschenverachtenden und
entwürdigendem Niveau stattgefunden haben, ist erschreckend und fällt
auf so manchen Wortmelder zurück.

Niko Pelinka hat nun seine Bewerbung für den Posten meines
Büroleiters zurückgezogen. Ich respektiere seine Entscheidung, dafür
nicht mehr zur Verfügung zu stehen und sich beruflich neu zu
orientieren, in höchstem Maße. Die geplante Bestellung von Niko
Pelinka war ebenso wenig Gegenstand einer parteipolitischen Absprache
wie sein nun bekanntgegebener Rückzug. Ich bin auch überzeugt, dass
sich Niko Pelinka mit großem Einsatz bedingungslos für den ORF und
die im öffentlich-rechtlichen Auftrag enthaltenen Werte eingesetzt
hätte.

Ich nehme für mich in Anspruch, in den vergangenen Jahren einen
Kulturwandel im Unternehmen eingeleitet zu haben, der sich neben der
uns allgemein attestierten journalistischen Freiheit und
Unabhängigkeit auch darin äußert, dass angstfrei und offen Sorgen und
Kritik artikuliert werden können. Eine anhaltende negative Diskussion
ist dem Unternehmen jedoch nicht zuzumuten.

In den vergangenen Wochen wurden neben inhaltlichen auch die formalen
Fragen der Bestellung intensiv diskutiert. Im Zusammenhang mit der
Diskussion um die Ausschreibung wurde die Sinnhaftigkeit von
angewandten Arbeitsbildern etc. thematisiert. Dieser Diskussion werde
ich wie folgt Rechnung tragen: Die Ausschreibung für den Büroleiter
Generaldirektion wird aufgehoben, die geplanten neuen Agenden
Bundesländerkoordination und Strategische Planung, die auch von
Prüfungskommission und Rechnungshof gefordert sind, werden derzeit
nicht als Abteilungsstrukturen eingerichtet, sondern auf Projektebene
weiter verfolgt.
Eine allfällige spätere Neustrukturierung der Generaldirektion wird
intern ausführlich diskutiert und allfällige Positionen werden nach
entsprechender Ausschreibung besetzt. Dabei wird es zu keiner
Ausweitung des Personalstandes der Generaldirektion kommen und auf
bisherigen Vorarbeiten aufgebaut.

Mein Ziel ist es nun, die Dynamik der Diskussion und die positive
selbstbewusste Energie der ORF-Belegschaft nachhaltig aufzugreifen.
Insbesondere hat sich gezeigt, dass die Corporate-Governance-Regeln
weiterentwickelt werden sollten. Während es in den vergangenen
Jahrzehnten im ORF ebenso wie in anderen Unternehmen durchaus möglich
und üblich war, vom Aufsichtsrat in Unternehmensfunktionen zu
wechseln, hat sich hier die öffentliche Diskussion und Sensibilität
deutlich weiterentwickelt. Dem ist z. B. durch entsprechende „Cooling
off“-Phasen Rechnung zu tragen. Ich werde daher die
Redakteursvertreter, Belegschaftsvertreter und Führungskräfte des
Hauses zu Gesprächen darüber einladen, durch welche Maßnahmen der ORF
seine Position verbessern kann. Dazu gehören aber nicht nur interne
Regulative, sondern auch Maßnahmen der langfristigen Absicherung der
Rahmenbedingungen, wie z. B. die Möglichkeit der Interaktion des ORF
mit sozialen Netzwerken. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk darf
nicht durch rechtliche Einschränkungen von neuen medialen
Entwicklungen abgeschnitten werden. Die vergangenen Tage haben
gezeigt, dass ein starker unabhängiger öffentlich-rechtlicher
Rundfunk breiten Bevölkerungskreisen ein Anliegen ist.

(Quelle: www.ots.at)








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