… hier könnte Ihr Künstler Ingo Pohlmann im Interview zu sehen sein.
Dieses Video kann zur Zeit nur außerhalb von Deutschland gesehen werden, da YouTube das Video sperrt. Die wenigen Takte Musik, die Pohlmann im Studio zeigen, wie er zu seiner eigenen Musik mitsingt, sind Anlass für YouTube zu vermuten, hier würden Rechte von Sony Music Entertainment verletzt. Ein Einspruch wurde abgelehnt.
Was ist also im Ausland zu sehen bzw. zu hören in dem Video? Es ist ein ganz normales abgefilmtes Radiointerview. Ein Musiker will auf sich, sein neues Album (Sony Music Entertainment), seine Tour zum Album, auf seine Teilnahme am Bundesvision Songcontest aufmerksam machen. Ich, der Moderator darf ihn interviewen, weil es ein Radioprogramm schmückt, echte Künstler und dazu mit toller Musik präsentieren zu können. Der Interviewgast, Ingo Pohlmann, wird mit drei seiner Titel eingerahmt zweimal interviewt. Alle haben etwas davon. Der Künstler, die Plattenfirma, der Radiosender, die Hörerinnen und Hörer. Win-Win heißt das wohl.
Um die Reichweite zu erhöhen und dem flüchtigen Radio etwas Dauer zu verleihen, gibt es seit längerem schon das Tool des Visual Radio. Einfach formuliert in diesem Fall, man stellt das per Videokamera gefilmte Radio-Interview zusätzlich auf die Google-Plattform YouTube.
In Deutschland, wo der Streit zwischen GEMA und YouTube juristisch ausgetragen wird, wieviel Geld, wer oder überhaupt jemand für diese Form der Veröffentlichung etwas bekommt, sperrt YouTube inzwischen alles, was nach Rechteverletzung aussieht. Aussieht, deswegen, weil offenbar eine Musikerkennungssoftware Zahlencodes vergleicht. Das führte kürzlich zur Sperrung eines Videos vom Flug eines Meteors in Russland, weil die Videokamera in der Tonspur Musik aus einem Autoradio einfing:
Nun hat es wieder einen Radioton erwischt. Ingo Pohlmann wippt mit dem Kopf zu einem Bruchteil seines eigenen Titels, hat Spaß an der eigenen Musik. Ich hätte es wegschneiden können. Ich hätte jedoch die Persönlichkeit Pohlmann beschnitten, weil dieser Ausschnitt ihn so zeigt, wie er ist: jemand der Spaß an der Musik hat, der umsich herum die Welt vergessen kann, der dabei nicht abgehoben ist. Möglicherweise hätte ich eine Lizenz beantragen müssen. Bei SME und bei YouTube. Oder auch bei der GEMA. Was weiß ich. Die GEMA hat jedenfalls keine Verlagsrechte. Der Sperrtext ist Blödsinn.
Ich habe jedoch keine Lust für faktisch kostenlose Promotion noch zu bezahlen. Sperrt nur. Schweigen ist Gold.
Ich habe diese Erinnerung an einen tollen Musiker in meinem Kopf gespeichert. Die kann mir YouTube nicht nehmen. Oder wer auch immer hier sperrt.
Blöd für Sony Music Entertainment, Pohlmann und die Fans.
(Fotos: CC-BY-SA 2.0 de Jörg Wagner)
@Matthias Morr Danke für die Einordnung. Fragt sich nur, warum SME noch nicht gelernt hat, wie virales Marketing funktioniert. Da sitzen doch keine Opas.
Die Sperrung dürfte von Sony Music Entertainment ausgehen. YouTube verwendet ja die sogenannte Content-ID, um Rechteinhaber (in diesem Fall das Musiklabel) zu benachrichtigen, wenn Werke aus ihrem Repertoire verwendet werden. SME hat dann die Wahl, ob sie nichts machen möchten, ob sie das Video sperren möchten – oder ob sie es monetariseren wollen – dann wird Werbung vor deinem Video geschaltet, und SME erhält einen Teil der Einnahmen. Diese Geschichte hat aber mit der GEMA tatsächlich gar nichts zu tun – die hat auch noch weitere Ansprüche. Kurzum: Alles viel zu kompliziert – der Verlierer ist so letztlich der Künstler.