WDR zukunftsfest machen

 

Pressekonferenz nach der WDR-Rundfunkratswahl
Pressekonferenz nach der WDR-Rundfunkratswahl

Wer: (v.l.n.r.)
* Stefan Wirtz, WDR Unternehmenssprecher
* Valerie Weber, WDR-Hörfunkdirektorin ab 01.05.2014
* Tom Buhrow, WDR-Intendant
* Ruth Hieronymi, WDR-Rundfunkratsvorsitzende
* Jörg Schönenborn, WDR-Fernsehdirektor ab 01.05.2014
Was: Pressekonferenz nach der Rundfunkratssitzung zur Wahl der Direktoren
Wo: Köln, WDR, Studio 2
Wann: 22.11.2013, ca. 17:05 Uhr

Vgl.:
* Pressemitteilung des WDR-Rundfunkrats vom 22.11.2013

Valerie Weber
Valerie Weber

(…)

04:34
Valerie Weber: Ja, also, bevor ich mit irgendwelchen Thesen komme, muss ich erstmal sagen, ich freue mich auf die neuen Menschen hier in Nordrhein-Westfalen und auf die neuen Menschen beim Westdeutschen Rundfunk. Ich bin sehr glücklich und wie Sie sich vorstellen können auch sehr, sehr, sehr erleichtert über dieses klare Stimmenverhältnis dann bei den Rundfunkräten. Es war ein sehr mutiger Vorschlag des neuen Intendanten, sich tatsächlich im kompletten dualen System umzuschauen. Und er wollte einfach, glaube ich, den oder vielleicht auch die Beste finden für den Westdeutschen Rundfunk. Und es ist ihm eine Herzensangelegenheit gewesen. Er wusste, dass er dafür … was es auch bedeutet, wenn er mich vorschlägt. Wir wussten das beide, was das bedeutet in Deutschland. Und was dann passieren wird.

Ich kann nur sage, ich verstehe … ich verstehe absolut die Ängste, die auch im Haus herrschen. Und ich verstehe, dass Mitarbeiter im ersten Moment vielleicht sagen, das kann doch nicht wirklich der Vorschlag des Intendanten sein. Ich finde, wir stehen mit dem Radio, mit der Gattung Radio vor ganz großen Aufgaben, die wir bestehen müssen. Und da geht es dann gar nicht mehr darum, ob man links oder rechts von irgendeinem System steht. Es geht darum, dass Radio überhaupt noch auf dem Endgerät da ist, dass Radio eine wichtige Rolle spielt. Die Aufgabe, wissen Sie, ist für einen Radiomacher – und ich bin leidenschaftliche Radiomacherin – immer die gleiche. Und das ist aus Hörern Zuhörer zu machen.

Das gilt für alle Wellen und für alle Programme. Und wenn Sie gutes und spannendes Radio machen – und das machen die Kollegen hier beim Westdeutschen Rundfunk – dann werden wir gemeinsam einen Weg finden, wie wir kreative Lösungen finden für die neue Zukunft. Und alles, was ich tun will, ist mein input, was ich gelernt habe auf dem freien Markt, was ich gelernt habe durch viele Erfahrungen, mein input hier mit reinzugeben, dass der WDR auch künftig wettbewerbsfähig sein wird, ein tolles Programm macht auf allen Wellen und dass wir, auch wenn vielleicht jetzt ein Sparkurs dem Sender bevorsteht, wir das so kreativ lösen, dass keiner hier im Haus Angst haben muss. Und da wäre ich gerne mit dabei.

Das war die Aufgabe, die der Intendant vorgab und er hat mich gefragt, ob auch ich den Mut habe oder ob ich vielleicht dann doch vorher einknicke, wenn ich erst einmal den Wind spüre. Ich bin für frischen Wind, wie Sie sich vorstellen können. Insofern kann ich damit auch umgehen, wenn der Wind auch mal von vorne kommt und ich freu mich einfach auf die neue Aufgabe und auf die vielen neuen Gesichter hier im Haus. Vielen Dank. Und jetzt muss ich nämlich auch schon … und würde ich auch ganz gerne zu den neuen Kollegen gehen …

07:08
Stefan Wirtz: Vielleicht haben wir noch 5 Minuten …

Valerie Weber: Ja.

Stefan Wirtz: … um Fragen zu beantworten für die Kollegen. Dann würde ich die Kollegen und Kolleginnen bitten, jetzt die Fragen nur an Frau Weber zu stellen, weil Sie gern zu den Programm- …

Valerie Weber: Ich will mich nicht vordrängeln. Sie kennen schon alle im Haus. Ich noch gar nicht.

Diemut Roether: Diemut Roether, epd Medien. Frau Weber, mich würde interessieren, was haben Sie für eine Strategie für die Wellen hier beim WDR? Das ist ja das, was uns alle interessiert.

Valerie Weber: Spannendes Radio zu machen. Das ist meine Strategie. Und zwar auf allen Wellen. Ich möchte mich nicht wiederholen, aber das ist wirklich meine Antwort. Ich glaube, dass es extrem wichtig ist, sich mit den Hauptabteilungsleitern, mit den Wellenchefs zusammen hinzusetzen und zu sagen, lass uns drauf schauen, ob der Markt auch für die Zukunft gut gerüstet ist, der WDR gut gerüstet ist. Sind wir alle miteinander, wenn wir uns so als Boote verstehen in diesem Ozean, sind wir da alle so, dass wenn wir nebeneinander schwimmen, dass wir uns auch schützen können, wenn ein Angriff kommt. Sie wissen, dass hier auch von einer zweiten, landesweiten Privatfunkwelle gesprochen wird und dann wird die Frage sein, ist der WDR schon da auch im UKW-Bereich wettbewerbsfähig? Sind wir so aufgestellt, dass wir alle Altersgruppen glücklich machen und Zielgruppen (Handyklingeln) und … ich bins nicht, die klingelt. Und sind wir da richtig aufgestellt? Und daraus wird sich dann der Plan ergeben. Ich denke, gemeinsam mit den Kollegen kann man das nur machen.

Stefan Wirtz: Noch eine Frage an Frau Weber?

08:31
Anne Burgmer: Dann nehme ich’s doch einfach.

Stefan Wirtz: Frau Burgmer!

Anne Burgmer: Anne Burgmer, Kölner Stadtanzeiger. Hallo!

Valerie Weber: Hallo!

Anne Burgmer: Mich würde interessieren, Sie haben das gerade gesprochen: Gegenwind. Damit können Sie umgehen, aber sozusagen, wenn man jetzt antritt und weiß, es ist doch auch bei einigen Wellen so viel Kritik an Ihrer bisherigen Art. Die Leute sind so verunsichert. Haben Sie da nicht die Sorge, dass Sie sozusagen schon antreten und es eigentlich gar nicht möglich ist, die WDR-Mitarbeiter noch für sich zu gewinnen?

08:58
Valerie Weber: Ja, das wurde tatsächlich auch von den Rundfunkräten natürlich mehrfach gefragt. Ich glaube, ich … wissen Sie, ich nehme das gar nicht persönlich. Und ich glaube, so muss man das auch sehen, weil niemand … ich kenne niemand beim Westdeutschen Rundfunk. Und niemand beim Westdeutschen Rundfunk kennt mich. Zumindest nicht die Personen, die so über mich schreiben oder im Internet posten oder auch irgendwo unterschreiben. Und das gibt mir auch das Vertrauen darin zu sagen: ich bin hier, um Menschen zu gewinnen. Und ich weiß auch da, was ich kann und ich weiß auch, wie mein Führungsstil ist und ich weiß, wie glücklich ich mit den Teams überall zusammengearbeitet habe und dass, das jetzt erst einmal als Bruch wahrgenommen wird, ist die eine Seite, aber das richtet sich nicht gegen mich. So verstehe ich das zumindest. Ich nehme das nicht persönlich. Ich nehme das als … als … als Überraschung. Wir müssen hier auch gar nicht von Empörung sprechen, sondern lassen Sie uns von Überraschung reden, dass hier tatsächlich in eine so hohe und verantwortliche Aufgabe und Position jemand sozusagen von der anderen Seite rutscht. Ich glaube, dass wir uns kreativ extrem befruchten werden und dass wir, dass wir damit auch gut gewappnet sind für eine neue Zukunft. Wir lernen voneinander. Ich werde viel lernen von den Abteilungsleitern hier und von den einzelnen Mitarbeitern und vielleicht kann ich mich auch ein bisschen mit meinen Erfahrungen einbringen.

10:20
Stefan Wirtz: Ulli Tückmantel!

Ulli Tückmantel: Ulli Tückmantel, Rheinische Post. Frau Weber, da die Kollegen so höflich gefragt haben, frage ich etwas unhöflicher. Muss der WDR sich jetzt auf Gewinnspiele und das „Geheime Geräusch“ einstellen?

10:33
Valerie Weber: Ach wissen Sie, ich bin grundsätzlich, tatsächlich, ich bin grundsätzlich für Interaktion im Radio. Das ist tatsächlich etwas, was ich extrem wichtig finde. Und ich komme vielleicht hier mit dem Zitat von Bertolt Brecht und seiner Vision von Radio, dass Radio ein so großartiger Kommunikationsapparat wäre, wenn es denn nur ginge, dass man nicht nur Senden würde, sondern auch Empfangen und Menschen zum Sprechen bringen könnte. Ich glaube, wir stehen davor und wir können die Menschen heutzutage zum Sprechen bringen und wir können den Menschen in Nordrhein-Westfalen den WDR auch als Sprachorgan geben und das ist für mich schon einmal Interaktion. Ich mach‘ mir keine Sorgen. Schon jetzt haben Sie auch bei WDR3 Spiele, ja? Spiele sind nicht grundsätzlich etwas schlechtes. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir werden weder auf WDR5 noch auf 1LIVE oder WDR2 oder sonst irgendwo, werden wir jetzt zu einem Spielesender werden. Aber Spiele muss man nicht per se verdammen, sonst dürfte WDR3 auch keine spielen.

(…) (wörtliches Transkript)

(Screenshots: © WDR)


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