Binney, William

William Binney | Foto: © Jörg Wagner
William Binney | Foto: © Jörg Wagner

„Sie werden noch Ärger damit bekommen“

Wer:
* William Binney, Ex-NSA-Mitarbeiter, Technischer Direktor der NSA (Foto)
* Eleni Klotsikas, Medienjournalistin
Was: Interview über das außer Kontrolle geratene System NSA
Wann: veröffentlicht am 12.07.2014, 18:12-18:22 Uhr im radioeins-Medienmagazin und in einer gekürzten Fassung im rbb Inforadio vom 13.07.2014, 10:44/15:24 Uhr

Vgl.: Untersuchungsausschuss im Bundestag: US-Informant vergleicht NSA mit einer Diktatur, Spiegel Online, 03.07.2014


(…) (Auszug, wörtliches Transkript der deutschen Übersetzung)

3:19
Eleni Klotsikas:
Was war Ihr Schlüsselerlebnis, der Moment, in dem Sie gesagt haben, jetzt werde ich zu einem Whistleblower, jetzt packe ich aus?

William Binney:
Als ich die NSA verließ, haben ich und einige Kollegen versucht, in der Regierungskette, im Geheimdienst-Komitee des Senats oder des Repräsentantenhauses oder bei Generalinspekteuren auf die Geschehnisse Einfluss zu nehmen und haben versucht, denen zu erzählen, was alles passiert. Letztlich hat Snowden es dann mit der Presse gemacht. Wir haben auch alles erzählt, aber die Politiker haben uns ignoriert. Und wir haben darauf beharrt und dann haben sie uns mit dem FBI verfolgen lassen. Sie drohten uns mit Strafverfolgung. Mehr als sieben Jahre lang haben wir versucht, die Regierung auf die Probleme aufmerksam zu machen, leider erfolglos. Sie haben uns sogar mit Waffen verfolgt, haben versucht, uns etwas anzuhängen, haben angebliche Beweise konstruiert, aber ich konnte sie stoppen und Beweise liefern für ihre böswillige Verfolgung. Was man lernt, wenn man mit Menschen zu tun hat, die keine Integrität haben, ist, dass man sich zusammen mit anderen Beweisen gegen diese Leute absichert. Als sie unser Material 2007 beschlagnahmt haben, um daraus angebliches Beweismaterial gegen uns zu konstruieren, habe ich einfach meine Kollegen gefragt, ob sie es mir zurückgeben können. Damit haben sie nicht gerechnet und wir konnten somit erkennen, dass sie versucht haben, das Material zu manipulieren. Das ist eine Straftat, für die wir sie hätten belangen können. Das Justizministerium hat dann aufgegeben, uns zu verfolgen. Aber dennoch hat mir das gezeigt, wie gering die Integrität dieser Leute ist, und wie korrupt meine Regierung ist und die ganz Zeit war. Daher entschied ich mich, meine Zurückhaltung aufzugeben und dann auch damit an die Presse zu gehen. OK?

5:18
Eleni Klotsikas:
Hat man auch versucht, Sie umzubringen?

William Binney:
Sie haben Schusswaffen auf mich gerichtet. Sie haben versucht zu verhindern, dass wir jemals wieder einen Job bekommen. Überall, wo wir uns bewarben, schickten sie das FBI hin und sagten, dass gegen uns Ermittlungen laufen. Die Firmen wollten uns dann natürlich nicht mehr einstellen.

Eleni Klotsikas:
Sie leben ja jetzt in Baltimore, während Edward Snowden zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt wurde und nicht mehr in die Vereinigten Staaten zurück darf, sonst droht ihm Gefängnis. Wie haben Sie es geschafft, Ihre Verfolger los zu werden?

William Binney:
Ich hatte ja Beweise gegen böswillige Strafverfolgung gegen sie gesammelt. Ich habe meinen Kollegen Tom Drake angerufen. Ich wusste ja, dass das FBI ihn abhört und habe somit dem FBI erzählt, was ich für Beweise gegen sie habe, Beweise gegen böswillige Strafverfolgung. Dann haben sie damit aufgehört, mich zu verfolgen.

Eleni Klotsikas:
Und jetzt lässt man Sie in Ruhe?

William Binney:
Ja, denn ich habe ja Beweise gegen sie und ich habe diese Beweise neunfach gesichert. Sie werden da nie herankommen.

Eleni Klotsikas:
War Ihr Fall auch ein Thema in den US-Medien?

William Binney:
Mein Fall hat dazu beigetragen, die Bereitschaft in der Öffentlichkeit zu erhöhen, die NSA-Programme zu beenden. Inzwischen wollen 73 Prozent der Amerikaner laut Umfragen, dass die Ausspähprogramme beendet werden. Die Bevölkerung schwenkt um, der Congress beginnt langsam, Gesetze zu entwerfen, die den Patriot Act und Pfizer Act beenden. Das heißt, alle die Kapazitäten, auf denen ihre Geheimdienstinterpretationen basieren, sollen abgeschafft werden.

(…)








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