Der Lange Atem 2014 – Grußwort
Wer: Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbundes NDR, WDR und SZ
Was: Grußwort während der Journalistenpreisverleihung „Der Lange Atem“
Wo: Akademie der Künste, Berlin, Pariser Platz
Wann: 11.11.2014, ca. 19:55 Uhr
Vgl.: Preisträgerinnen und Preisträger seit 2007
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1:07
„Nachdem wir nun seit Jahren darüber sprechen, wie es um die ökonomische Bedrohung unseres Berufes steht, reden wir zu wenig über eine andere Bedrohung, von der ich glaube, dass sie genauso wesentlich ist – und das ist die Bedrohung unserer Glaubwürdigkeit.“
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3:42
„Das erste, was mir dazu einfällt, ist, dass ich glaube, dass wir als Journalisten die Worte: ‚Ich weiß es nicht‘ zu schätzen lernen sollten. Weil es ganz viele Situationen gibt, in denen wir Dinge nicht wissen. Selbst nach langer, nach akribischer Recherche wissen wir nicht alles. Es gibt Lücken. Es gibt Dinge, die wir nicht einordnen können und ich glaube, dass es ein Stärke ist, wenn wir gegenüber unseren Zuschauern, unserem Publikum, unseren Zuhören, unseren Lesern offen damit umgehen. Offener jedenfalls, als wir es bisher tun.“
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4:35
„Gibt es eine Nachricht, dann sollten wir sie so schnell wie möglich verbreiten. Aber wir sollten nicht beginnen, sie zu deuten und zu interpretieren, bevor wir sie tatsächlich verstanden haben. Und deswegen, glaube ich, für jeden Journalismus, egal welcher Geschwindigkeit er meint zu unterliegen, nur eine Regel gelten kann: erst recherchieren, verstehen und dann an den Leser ausliefern mit unserem Gütesiegel, mit dem Gütesiegel unseres Handwerks überprüft. Recherchiert, verstanden und dann geht er ans Publikum.“
5:08
„Wo wir Fehler machen – und Fehler werden wir immer machen bei aller Sorgfalt – da sollten wir sie korrigieren. Und zwar nicht nur dann, wenn wir erwischt werden oder wenn wir befürchten müssten, erwischt zu werden, sondern wir sollten es offen von uns aus tun. Und wir sollten es tun aus Respekt vor unserem Beruf.“
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6:27
„Und nicht jede Kritik ist übrigens auch gleich ein Shitstorm und nicht jeder Kritiker ist gleich ein Verschwörungstheoretiker.“
(Fotos: © Jörg Wagner)