Jörg Wagner: Brauchen wir einen neuen Journalismus nach Paris?
Jeff Jarvis: Nein, wir müssen dafür sorgen, dass die Meinungsfreiheit erhalten bleibt, ganz besonders jetzt nach Paris. Ich denke nicht, dass sich der Journalismus speziell nach Paris ändern muss. Er muss sich insgesamt den neuen Möglichkeiten anpassen, die es gibt, um Journalismus zu machen. Aber, es ist mehr denn je wichtig zu vermitteln, dass Meinungsfreiheit von Bedeutung ist. Und es ist nicht nur eine Freiheit, es ist auch eine Verantwortung.
Jörg Wagner: Können Sie das genauer beschreiben, wie Journalismus nach Paris sein sollte? Können Sie mir einen Rat geben, für mich als Journalist?
Jeff Jarvis: Ich habe die Befürchtung, dass der Journalismus in Gefahr ist. Wenn Sie allein sehen, wie viele Journalisten im vergangenen Jahr umgebracht oder bedroht worden sind und was mit den Journalisten von „Charlie Hebdo“ geschehen ist. Oder was gerade einem Blogger in Saudi-Arabien widerfährt, der für das, was er geschrieben hat, ausgepeitscht wird – dann denke ich, dass dies alles leider ein Grund für Journalisten ist, vorsichtiger zu sein. Und zeitgleich hat der Chefredakteur von Zeit Online Jochen Wegner in einem sehr guten Artikel seinen Newsroom in Berlin beschrieben, der von der Straße nur getrennt durch Fensterglas ist. Genau so sollte Journalismus sein. Er sollte direkt auf die Straße gehen und sich mit den Menschen verbinden. Gleichzeitig sind wir mehr gefährdet. Wir sollten vorsichtig sein und aber uns trotzdem mit der Öffentlichkeit verbinden. Wir Journalisten haben heute bessere Möglichkeiten, direkte Beziehungen mit unserem Publikum aufzubauen, dem wir dienen.
Jörg Wagner: Was ist Ihre Mission hier in München, wonach suchen Sie?
Jeff Jarvis: Die DLD ist eine wunderbare Konferenz, denn Burda ist ein sehr gut vernetztes Unternehmen. Die kennen jeden. Wenn die DLD nach New York kommt, begegne ich dort Leuten, von denen ich gar nicht wusste, dass sie New Yorker sind. Das tolle an der DLD ist, dass man – abgesehen vom Konferenzprogramm – rumlaufen und kluge Menschen treffen kann. Es macht immer Spaß, das in München zu tun.