Brandenburg blockiert Freies Radio in Berlin

„… nicht zu viel verlangt.“

Paul Motikat, Pi Radio | © Foto: Jörg Wagner
Paul Motikat, Pi Radio | © Foto: Jörg Wagner

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von w.soundcloud.com zu laden.

Inhalt laden

Wer: Paul Motikat, Pi Radio, Koordination, Redaktion, Technik, Moderation
Was: Statement zum 20jährigen Kampf um Freie Radios in Berlin
Wann: 09.10.2015
Wo: Pi Radio Studio, Lottumstraße, Prenzlauer Berg, Berlin

Vgl.: 20 Jahre Pi Radio



Ja, warum hat’s 20 Jahre nicht geklappt? Das fragen wir uns natürlich selbst auch und suchen nach Fehlern: was hätten wir besser machen können? Aus diesem Grund haben wir zum zwanzigjährigen Jubiläum auch eine Radiochronik angelegt, nachlesbar auf medienstaatsvertrag.org

Und wenn man sich die mal so anschaut, die lange Liste, packt einen das Entsetzen, denn dort wird sehr schnell deutlich, dass das nicht nur paar Hanseln waren oder irgendwelche Umstürzler, sondern dass es ganz normale Leute waren, aber mehrere Tausend seit Jahren, die ein und dieselbe Idee verfolgen, nämlich sich an der Gesellschaft zu beteiligen, mitzuwirken, worüber sich jeder Politiker eigentlich nur freuen kann.

0:39
Warum hat’s dann 20 Jahre nicht funktioniert? Es hat ja theoretisch funktioniert und zwar in Berlin. Wir haben ja schon längst die Berliner Politiker überzeugt davon, dass es wichtig ist, nicht kommerziellen Rundfunk zu fördern. Allerdings kommt jetzt hier der Clou an der ganzen Sache: es gibt eben im Medienbereich eine Fusion zwischen Berlin und Brandenburg, zum Beispiel das Medienboard, der rbb, allerdings auch die Medienanstalt und den dazugehörigen Medienstaatsvertrag, der die Zusammenarbeit und Arbeitsweisen der Länder Berlin und Brandenburg regelt im Medienbereich, so auch im Hörfunk, im Rundfunk, Frequenzen usw.

D.h. wir können noch so viele Berliner Politiker davon überzeugen, es ist eine gute Idee nichtkommerziellen Rundfunk zu fördern, wir wollen ein Freies Radio in Berlin. Die sind alle dafür. Wir müssen auch die Brandenburger überzeugen.

1:29
Wir gehen zu den Brandenburgern seit 20 Jahren und sagen: wir wollen ein Freies Radio in Berlin. Unterstützt ihr das? Sagen die: warum? Was interessieren uns die Leute da in Berlin? Es ist ja auch irgendwie verständlich. Aber das führt zu der paradoxen Situation, dass ein Bundesland Brandenburg über die Bedürfnisse der Menschen in einem anderen Bundesland – Berlin in dem Fall – mitbestimmen kann und sogar blockieren kann, dass in einem anderen Bundesland etwas entsteht, was schon lange hätte entstehen sollen.

Wir sind der Meinung, auch wenn das vielleicht für einen Juristen eine glasklare Sache ist, hier muss ein Weg gefunden werden. Wenn das Brandenburg nicht interessiert, nicht-kommerzielles Lokalradio, dann können sie nicht blockieren, dass in Berlin so etwas entsteht, wenn sich selbst die Politik längst dafür ausgesprochen hat. Hier muss ein Weg gefunden werden.

2:21
Letztlich bleibt festzuhalten: 20 Jahre haben diverse Menschen immer wieder versucht, Freies Radio für Berlin zu fordern, durchzusetzen und wir sehen das ziemlich nüchtern momentan. Es macht uns Spaß. Wir sehen, dass das eine sehr, sehr sinnvolle Aufgabe ist. Wir sind hier mehrere 100 Leute, die Radio machen können, viel zu wenig Sendezeit haben, keine Finanzierung haben, eigentlich schlechten Boden, auf dem wir wachsen können. Trotzdem machen wir’s und wir machen’s solange, wie es unsere Kräfte erlauben.

Letztlich sind diese 20 Jahre auch eine Art Beruhigung, weil man sieht, dass was dran ist an der Idee. Dass es immer wieder Leute gibt, die enorme Kraft und enorme Zeit aufwenden, um diese Idee Freies Radio in Berlin voranzutreiben.

3:08
Ja und wir können eben immer wieder nur darauf hinweisen, schaut auf andere Bundesländer, schaut auf das, was hier in Berlin an Bedarf existiert, lest euch die Hinweise des EU-Parlaments und des EU-Rats durch bezüglich community media. Die Gesellschaft ist weit genug, dass es unter, in Berlin jetzt in dem Fall, 30 UKW-Sendern durchaus auch einen geben darf, der nicht privat und nicht öffentlich-rechtlich ist, sondern unabhängig und selbstverwaltet, damit die Menschen hier in der Stadt sich direkt am Rundfunksystem beteiligen können. Ich denke, das ist nicht zu viel verlangt.

(wörtliches Transkript)








Print Friendly, PDF & Email