Schlesinger, Patricia

Patricia Schlesinger während des Interviews
Patricia Schlesinger während des Interviews

„Warm, aber sexy“


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Wer: Patricia Schlesinger, rbb-Intendantin
Was: Interview zum Dienstantritt als rbb-Intendantin am 01.07.2016
Wann. rec.: 29.06.2016, 15:00 Uhr; veröffentlicht am 02.07.2016, 18:48 Uhr im radioeins-Medienmagazin und in einer gekürzten Fassung im rbb Inforadio 03.07.2016, 10:44/15:24 Uhr
Wo: rbb-Fernsehhaus, Berlin


tagesthemen 10.01.1994
tagesthemen 10.01.1994

ARD-Brennpunkt 07.10.2001
ARD-Brennpunkt 07.10.2001

(…)

00:12
Jörg Wagner: Sie haben zwischen Georg Bush und Busch-Feuer in Australien so ziemlich alles machen dürfen als ARD-Korrespondentin in Washington und auch in Südostasien, mit dem Ausflug natürlich nach Australien. Ich hab Sie noch sehr gut Erinnerung als Korrespondentin z. B. in den USA und Sie waren immer sehr energetisch, sehr dynamisch und … was nicht üblich war, weil man sich als Journalist, ja auch als Korrespondet sehr gern zurückgenommen hat. Aber was hat Sie am meisten interessiert und am meisten motiviert?

00:45
Patricia Schlesinger: Also, ich glaube, energetisch und dynamisch – schließt sich nicht aus mit versuchsweise neutral und objektiv. Lust an dem, was man macht, finde ich, das muss sich übermitteln auch am Schirm. Das ist ja im Grunde die Frage, was … wo, wo, wo tickt sie, wo springt sie an? Ich sage mal, Singapur, Südostasien war was für die Seele. Washington war was für den Kopf, das Hirn. Was mich am meisten wirklich beschäftigt hat und was ich wirklich als großes Privileg empfinde, was ich mitmachen dürfte, war der Fall der Mauer. Ich gehe bis heute nicht am Brandenburger Tor vorbei, ohne nicht daran zu denken. Egal in welcher Situation, mit wem. Das ist das eine. Und das andere große geschichtliche Ereignis war mit Sicherheit 9/11. Sie haben es erwähnt, wo ich auch das Privileg hatte – in Anführungsstriche in dem Fall – als Reporterin nah dran zu sein, dabeizusein. Über Monate hat uns das beschäftigt und wir haben nichts anderes berichtet. Das waren heiße Zeiten im Studio. Es waren heiße Zeiten in den USA. Nichts, was man sich wünscht, aber was für einen politischen Berichterstatter natürlich etwas ist, wo man schon mal sagt, da springt man an, da schlägt das Herz.

01:46
Jörg Wagner: Womit meinen Sie, haben Sie den rbb-Rundfunkrat überzeugen können? War es die Oscar-Preisverleihung von “Citizenfour” zum Beispiel?

01:53
Patricia Schlesinger: Ich habe drei Punkte vorgestellt, die ich mir vorstellen kann für diesen Sender plus einen persönlichen Appendix drangehängt. Was genau am Ende tatsächlich die Mitglieder des 29köpfigen Rundfunkrats überzeugt hat, da müssen Sie sie selber fragen. Denn das unterliegt ja auch ein bisschen der Verschwiegenheit. Es war ein gutes Gespräch. Es war kein leichtes Gespräch, es war aber sein angenehmes Gespräch. Fragen Sie doch die Mitglieder des Rundfunkrats mal.

02:19
Jörg Wagner: Gut, dann bin ich jetzt mal Rundfunkrat und Sie müssen mich überzeugen. Wie wollen Sie es schaffen, dass dieses Fernsehprogramm adäquat in der ARD stärker beachtet wird und auch adäquater abbildet, dass es hier eine Hauptstadtmetropole ist?

02:35
Patricia Schlesinger: Es ist aber nicht nur eine Hauptstadtmetropole. Das ist ja ein entscheidender Punkt. Wie wir das machen wollen? Ich habe … ich will Sie gar nicht überzeugen. Nein, Sie sollen mir eigentlich nur zu hören. Überzeugen will ich Sie nicht, aber Sie können mir zuhören. Ich habe drei Punkte genannt und die kann ich auch überschriftweise nennen. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich die Details erst einmal mit den Direktoren besprechen möchte. Ich habe ja noch gar nicht angefangen. Das geht ja erst noch los. Die drei Punkte waren:0 mit Sicherheit dem rbb mehr Bedeutung verleihen, mehr Wahrnehmung möglich machen. Für den rbb und d. h. nach innen wie nach außen. In die Region hier Brandenburg-Berlin.

Patricia Schlesinger nach dem Interview
Patricia Schlesinger nach dem Interview
D. h. aber auch in der ARD, den rbb etwas stärker, etwas größer machen mit den Möglichkeiten, die wir haben. Der zweite Punkt war, die Quote des Fernsehprogramms zu verbessern. Das ist, glaube ich, etwas, wo wir noch unter den Möglichkeiten bleiben und ich glaube, da gibt es viele leidenschaftliche Mitarbeiter im Programm, die mir helfen werden, das tatsächlich umzusetzen. Der dritte Punkt war der multimediale Punkt. Der rbb hat da die Nase vorn. Der hat sehr früh es hingekriegt tatsächlich nicht nur in der Struktur, die sich genauso abbildet, sondern tatsächlich auch in dem, was im Netz verfügbar ist und gut verfügbar ist, sich sehr nach vorne gearbeitet. Das hat er hingekriegt. Das ist, glaube ich, etwas, das man ausbauen kann, ausbauen muss und sollte, denn die kreative Klasse, die ist hier. Die kreative Menschen, die Startups, die gibt’s hier. Da haben wir viel bessere Möglichkeiten als andere Sender. Von daher, da sind wir nicht arm aber sexy, aber vielleicht warm aber sexy. Nämlich wir haben die Wärme. Wir haben alles, was wir brauchen hier und müssen es nur noch heben und nutzen und noch stärker nach vorne tragen. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt.

(…)

(Auszug, wörtliches Transkript)


(Fotos: © Daniel Bouhs, Screenshots: DasErste/ARD)







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