Medienmagazin vom 05.08.2017

Gesamt-PodCast:

[00:00] INTRO: #EUPressefreiheitsCheck: Italien | [02:47] Journalismus unter der Mafia – Alessia Candito | [13:59] Journalismus dauerverklagt – Melina Gabanelli | [20:45] ARD-Studio Rom – Jan-Christoph Kitzler | [35:12] Resuemee

Mächtige, die Medien in ihrem Sinn zu steuern versuchen, gegängelte und gedemütigte Reporter – sie gibt es nicht nur in fernen Weltgegenden, sondern auch mitten in Europa. Wie frei ist die Presse in Europa? Dieser Frage gingen die beiden Journalisten Daniel Bouhs von ZAPP und Jörg Wagner vom „Medienmagazin“ von Radioeins (rbb) mit einer vierwöchigen Rundreise nach. Sie besuchten Journalisten in fünf Ländern der Europäischen Union, die die Organisation Reporter ohne Grenzen in ihrem aktuellen internationalen Pressefreiheits-Ranking innerhalb der Europäischen Union weit hinten listet: Italien (Platz 52), Polen (54), Ungarn (71), Griechenland (88) und Bulgarien (109).

Folgende Gesprächspartner erläuterten ihre Sicht im Italien-Report:

* Alessia Candito, schreibt über die Mafia im Süden und im Norden Italiens für “La Repubblica” und für lokale Zeitungen aus Kalabrien, z. B. über die Expo in Mailand 2016 – auch für eine Buchveröffentlichung – und über die Unterwanderung durch die Mafia im TAV-Projekt in Ligurien (TAV = Treno ad Alta Velocitá/Hochgeschwindigkeitszug).
* Milena Gabanelli, die Freelance-Journalistin präsentiert das Investigativ-Magazin “Report” (Rai Tre), ein Symbol für gelebte Pressefreiheit in einem schwierigen politischen Umfeld: Im Herbst 2010 enthüllte ihre Sendung z. B. die üppigen Besitztümer des damaligen Premiers Silvio Berlusconi, die er vor der Steuer auf Inseln versteckte. Berlusconi aktivierte daraufhin seine Anwälte, die Gabanelli juristisch unter Druck setzen sollten. Sie schreibt auch für die italienische Ausgabe der “HuffPost”.
* Dr. Jan-Christoph Kitzler, seit August 2013 als Korrespondent im ARD-Hörfunkstudio in Rom zuständig für Italien, den Vatikan und Malta.

Vgl.: #EUPressefreiheitsCheck
* Polen
* Ungarn
* Bulgarien
* Griechenland


Video-Fassung für ZAPP:

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Visual-Radio-Fassung des Interviews mit Jan-Christoph Kitzler:

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Alessia Candito | Foto: © Jörg Wagner
Alessia Candito | Foto: © Jörg Wagner

„Ich bin aus dem Süden. Ich bin hier aufgewachsen, wo die Mafia wirklich stark ist. Ich kenne die Mafia nicht nur aus Büchern. Sie ist unter uns wie Nachbarn. Aber ich will es nicht. Sie zerstörten dieses Land, sie zerstörten das Meer, sie zerstörten alles. Ich konnte zuvor, als ich noch nicht Journalistin war, nicht dagegen ankämpfen.“

Milena Gabanelli | Foto: © Jörg Wagner
Milena Gabanelli | Foto: © Jörg Wagner

„Als Berlusconi Regierungschef war, während 10 langer Jahre, hat sein Anwalt schon versucht, die Ausstrahlung von Beiträgen zu stoppen, aber er hatte nie Erfolg. Er hat niemals auf unsere Anfragen geantwortet, unsere Arbeit stets verunglimpft, behauptet, wir seien nicht objektiv, weil wir Kommunisten seien. Wir hatten zivile, wie strafrechtliche Verfahren von Seiten seiner Minister. Zweimal wurde uns von den italienischen Kommunikationsbehörden der Prozess gemacht. Es ist zwar alles gut gegangen, aber so wurde ständig Druck ausgeübt.“

ARD-Rom-Korri Dr. Jan-Christoph Kitzler | Foto: © Jörg Wagner
ARD-Rom-Korri Dr. Jan-Christoph Kitzler | Foto: © Jörg Wagner

„Also diese Verbesserung, die kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht erklären. Das ist auch so, wenn man Kollegen spricht, italienischen Kollegen, Freunden, die in Medien hier arbeiten, dann wissen die auch nicht so richtig, woher das kommt. Eine Erklärung ist ja, dass viele Prozesse oder einige Prozesse, sagen wir mal, gegen Journalisten, die hier geführt werden, auch um sie ganz bewusst lahmzulegen, beendet wurden. Einer der Prozesse ist z. B. der Vatileaks-Prozess gewesen im letzten Jahr. Da ging es um Geheimdokumente, die zwei Journalisten, zwei Kollegen veröffentlicht haben. Der ist beendet worden. Die Kollegen wurden freigesprochen. Das kann mit zu diesem Rankingsfortschritt beigetragen haben, aber ansonsten würde ich nicht sagen, dass sich die Lage verbessert hat. Vielleicht eher im Gegenteil, wenn man sich anguckt, wie z. B. die Fünf-Sterne-Bewegung gegen etablierte Medien hetzt, was da für eine Schmutzkampagne zum Teil betrieben wird, z. B. von Beppe Grillo, dem Parteichef, dann ist das schon eigentlich eine negative Entwicklung.“


Rom, Blick von der Aeliusbrücke auf den Petersdom | Foto: © Jörg Wagner
Rom, Blick von der Aeliusbrücke auf den Petersdom | Foto: © Jörg Wagner







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