Volker Herres: Wir haben das damals durchaus als Zäsur empfunden, dass wir in der ersten Phase keinen Abschluss mit Discovery erreichen konnten, denn Olympische Spiele gehören genetisch zu ARD und ZDF und das war schon schmerzhaft. Natürlich hätten wir anderes Programm gesendet. Das versteht sich von selbst, aber sportlich ist ein solches Ereignis nicht zu kompensieren. Umso glücklicher bin ich, dass es jetzt im zweiten Anlauf gelungen ist, zu einem sehr vernünftigen Ergebnis zu kommen.
Jörg Wagner: Also, es sah nicht so aus, als hätten Sie tatsächlich damit noch gerechnet.
Volker Herres: Wir haben den Gesprächsfaden nie abreißen lassen. Wir waren allerdings seiner Zeit in einer Situation, wo wir in den Preisvorstellungen derart weit auseinander lagen, dass wir gesagt haben: Das wird wohl nichts werden. Aber es ist uns gelungen, jetzt zu einem vertretbaren Abschluss zu kommen, der rechtlich und wirtschaftlich angemessen ist und dem entspricht, was wir uns immer vorstellen konnten.
Jörg Wagner: Konnte man Discovery überzeugen, dass das Leistungsverhältnis von ARD und ZDF stimmt? Oder mussten Sie noch etwas drauf packen?
Volker Herres: Ich will mich nicht zu Einzelheiten der Verhandlungen und der Gespräche äußern. Sowas findet ja vertraulich statt. Das Ergebnis habe ich bewertet. Und es ist vor allen Dingen eine gute Meldung für den Sport und für die Zuschauer. Das sieht auch Eurosport so, denn jetzt wird es wie in der Vergangenheit so sein, dass ein Millionenpublikum die Spiele verfolgt und das ist ja für diese Sportarten von erheblicher Bedeutung und ist ja auch ein Stückchen Integration der Gesellschaft.
Jörg Wagner: Aber dennoch gibt es ja offenbar nicht das volle Programm zu sehen wegen der Kürze der Vorbereitungszeit?
Volker Herres: Das ist sehr knapp und sehr sportlich, aber wir schaffen das. Wir haben uns immer gedanklich darauf eingestellt, dass wir auch im Sprint noch uns so aufstellen können, dass wir auch die Spiele in Südkorea angemessen und in angemessener Qualität werden übertragen können. Es wird das volle Programm auch aus Südkorea zu sehen sein. Wir haben kleinere Einschränkungen bei den Live-Rechten bei Sportarten wie Eiskunstlauf, Snowboard und Shorttrack. Die wird man aber unbegrenzt zeitversetzt bei uns sehen können, was angesichts der Zeitzone, in der die Olympischen Winterspiele stattfinden auch kein Problem ist. Also für den Zuschauer wird es faktisch keine Abstriche geben. Was wir anders machen werden, müssen aufgrund der Zeitknappheit für die Vorbereitung ist, dass wir sicher im Produktionszyklus uns etwas anders aufstellen werden, also versuchen werden, möglichst viel von Deutschland aus zu machen.
Jörg Wagner: Wie sieht es mit der Antidoping-Berichterstattung aus? Ich nehme mal an, da werden Sie keine Abstriche machen.
Volker Herres: Nein, selbstverständlich nicht. Wir haben den Sport immer fair, aber eben immer auch kritisch begleitet. Und wir lassen uns unsere journalistische Unabhängigkeit nicht nehmen. Das versteht sich von selbst für einen öffentlichen-rechtlichen Sender und wir werden alle Fehlentwicklungen, so es sie denn geben sollte, genauso kritisch begleiten, wie wir das in der Vergangenheit auch getan haben.
Jörg Wagner: Sie verstehen meine Frage auch im Kontext zu einer Meldung in dieser Woche, die einen populären Fußball-Kommentatoren der ARD betrifft: Mehmet Scholl. Es gab in dieser Woche die Vertragsauflösung. Sagen Sie uns bitte noch, von wem die Initiative ausging. Von der ARD oder von Mehmet Scholl?
Volker Herres: Ach, das ist nach einer so langen Beziehung – wir haben ja 9 Jahre toll und intensiv zusammengearbeitet – schwierig zu beantworten. Das ist ein bisschen wie manche Ehe. Partner können sich entfremden und im deutschen Recht gibt es ja kein Schuldprinzip. Und insofern kann man sagen, wir sind jetzt glücklich geschieden und das meine ich ganz ernsthaft. Wir haben uns gegenseitig immer gut verstanden. Es ist klar, dass es auch Diskussionen gibt. Das gehört im Redaktionsalltag dazu. Darüber ist ja auch berichtet worden, dass es da einen Dissens mal gab in jüngster Zeit. Das ist aber nicht ausschlaggebend. Glauben Sie mir, Mehmet Scholl, den ich professionell, wie menschlich außerordentlich schätze und ich, wir schreiben uns die nettesten SMS, die sich vorstellen können. Mir wird er sehr fehlen mit seiner ganz besonderen Art: kritisch frech und immer gut für ein Bonmot, aber ich kann unseren Zuschauern versichern, wir werden auch in Zukunft den Fußball genauso professionell wie kritisch begleiten.
Jörg Wagner: Aber gestatten Sie mir noch dennoch die Nachfrage: Es macht den Unterschied, ob die ARD den Vertrag aufhebt oder Mehmet Scholl, weil hier gab es ja eine öffentliche Vertragsverletzung von Mehmet Scholl, weil er einer Fernsehübertragung mittendrin fern blieb und es gab das Beteuern der ARD: ‘wir wollen weiter mit ihm zusammen arbeiten und dann gab es eben doch diese Trennung und Gerüchte schießen ins Kraut. Können Sie da nicht klar sagen, von wem die Initiative ausging?
Volker Herres: Sie haben den Werdegang richtig zusammengefasst und es ist so, wie ich gesagt habe: Wir haben uns einvernehmlich verständigt, die Zusammenarbeit zu beenden.