Aus der Veranstaltungsbeschreibung:
„Der digital-terrestrische Nachfolger von UKW, Digitalradio DAB+, entwickelt sich weiter sehr positiv. Rund 1,3 Millionen DAB+ Empfänger wurden in 2017 verkauft, im Jahr davor waren es nur 1,2 Millionen. Besonders dynamisch entwickelt sich die Zahl von DAB+ Radios in Neufahrzeugen: Waren in 2016 nur 21 Prozent mit Digitalradio ausgestattet, hat sich dieser Wert binnen eines Jahres auf knapp 40 Prozent verdoppelt. Bundesweit gibt es mehr als 150 regional unterschiedlich empfangbare DAB+ Programme. Im europäischen Ausland hat Norwegen zum Jahresende die UKW Übertragung zugunsten von DAB+ eingestellt; in der Schweiz und Großbritannien gibt es konkrete Szenarien für den Übergang von UKW auf DAB+“
Wer: Heike Raab, Staatssekretärin und Bevollmächtigte beim Bund und in Europa, für Medien und Digitales, Rheinland-Pfalz
Was: Videoansprache (Audio)
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 16:12 Uhr
Wer: MDir Dr. Tobias Miethaner, Abteilungsleiter Digitale Gesellschaft, Bundesministerium Verkehr und digitale Infrastruktur
Was: Vortrag
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 16:16 Uhr
Wer: Stefan Raue, Vorsitzender Digitalradio Deutschland e. V., Intendant Deutschlandradio
Was: Vortrag
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 16:27 Uhr
Wer: Patrick Hannon, President WorldDAB
Was: Vortrag: EU: „Interoperability and the Trilogue: On our way to digital receivers in Europe” (Englisch)
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 16:42 Uhr
Wer: Ole Jørgen Torvmark, CEO von Digital Radio Norway
Was: Vortrag: Norwegen: Der „Digital Switchover“ – ein Resümee (Englisch)
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 16:54 Uhr
Wer:
* Dr. Ulrich Liebenow, mdr-Betriebsdirektor
* Klaus Schunk, Vorsitzender d. Fachbereichs Radio/Audiodienste im VPRT
* Prof. Dr. Stephan Ory, Geschäftsführer APR
* Siegfried Schneider, Präsident BLM
* Dr. Harald Hammann, Leiter der Abteilung Medien und Digitales in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
* Stefan Raue, Deutschlandradio-Intendant und neuer Vorsitzender des Vereins Digitalradio Deutschland e.V.
* MDir Dr. Tobias Miethaner, Abteilungsleiter Digitale Gesellschaft, Bundesministerium Verkehr und digitale Infrastruktur
* Moderator Reiner Müller, stellvertretender Geschäftsführer der BLM
Was: Diskussion: Politische Rahmenbedingungen als Erfolgsfaktoren
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 17:14 Uhr
Wer:
* Martin Deitenbeck, SLM
* Willi Schreiner, Antenne Deutschland
* Jan-Henrik Schmelter, Radio BOB
* Mischa Salzmann, Funkhaus Bamberg
* Moderator Reiner Müller, stellvertretender Geschäftsführer der BLM
Was: DAB+ als Chance im Privatfunk – Marktanteile erobern
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 18:00 Uhr
Wer: Nadja Miller, Country Manager DACH bei PURE
Was: Vortrag: DAB+ im Auto: Das eigene Radio einfach nachrüsten
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 18:30 Uhr
Wer: Heiko Döbber, Produktmanager JVCKennwood
Was: Vortrag: DAB+ im Auto: Das eigene Radio einfach nachrüsten
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 18:35 Uhr
Wer: Carsten Zorger, Leiter Digitalradio Büro Deutschland
Was: Vortrag: Aktivitäten des Digitalradio Deutschland e.V.
Wo: Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
Wann: 14.03.2018, 18:48 Uhr
Vgl.: https://www.dabplus.de/ und http://digitalradio.de/
Ja UKW ist noch lange nicht tot, wie die BBC jetzt auch erkannt hat. Vgl.: http://www.bbc.com/news/entertainment-arts-43458695
Wenn man bedenkt, mit welch geringen Mitteln UKW Empfang möglich ist und dabei an Qualitätsübertragungen wie zu Zeiten der Kunstkopfstereophonie zurückdenkt, wird es schon traurig. Es fehlt den digitalen Kompressionsdaten die Dynamik von pianissimo bis fortissimo eines jeden Konzertsaales.
Die angebliche Energieverschwendung der UKW Übertragung relativiert sich sehr schnell auf der Empfängerseite. 80 Mio vorhandene analoge Geräte, die ein Zehntel und weniger der Energie für den Empfangsteil brauchen als DAB+ Empfangsteile sollten nicht unterschlagen werden.
Selbst Detektorempfang (ganz ohne Strom) ist bei UKW möglich, mit einer handvoll billiger Bauteile:
https://www.youtube.com/watch?v=H1kwgug6GdU
Bei soviel Buzzword-Bingo und Marketing-Geschwätz wird mir übel. DAB+ killt, so wie es in Deutschland in den meisten Fällen parametrisiert wird, die Audioqualität vollends. UKW klingt, wenn der Empfang gut ist, um Lichtjahre besser als dieser Magerbitraten-Sound mit den krisseligen, quietschenden Höhen, die mit dem Original nichts zu tun haben. Ein DAB-Hörer hat im Gegensatz zum UKW-Hörer aber keine Chance, durch Empfangsverbesserungen den Klang zu verbessern, DAB+ klingt immer grauslig, so wie es in Deutschland meist gehandhabt wird.
Hier wird eine seit den 1950er Jahren geschaffene Audio-Ästhetik geschändet und durch ein System ersetzt, das perfekt zum Zeitgeist passt: Masse statt Klasse. Die Kostenschraube „Audioqualität“ hat es bei UKW nicht gegeben, nun ist sie dank DAB+ verfügbar und wird eifrig gedreht. Das Werk mehrer Generationen (auch vor allem deutscher) Hörfunk-Techniker wird vernichtet. Audioqualität gibt es seit den 1990er Jahren zwar nur noch bei den Kulturprogrammen (die Unterhaltungswellen sind schon seit damals durch den kulturlosen US-amerikanischen Bazillus des „Soundprocessings“ zu unanhörbaren Kasperveranstaltungen verkommen), aber nun werden auch die Kulturprogramme technisch hingerichtet. Die Hör-Ermüdung durch HE-AAC mit der unsäglichen Spektralbandreplikation ist extrem, nach kürzester Zeit muss man frustriert ausschalten.
Wissen diese Herrschaften eigentlich, wovon sie sprechen? Also jenseits von Bilanzzahlen und medien- und finanzpolitischen Spielchen? Heißt „zukunftsfähig“ wirklich, in 64 oder 72 kBit/s (brutto, netto bleiben dabei ca. 55 bzw. 62 kBit/s für Audio übrig) Rundfunk zu übertragen, also in Diktiergerätequalität? Muss man sich künftig Kulturwellen in 88 kBit/s HE-AAC (netto Audio ca. 75 kBit/s) zumuten, wie es beim MDR geschieht oder in 96 kBit/s HE-AAC (je nach XPAD ca. 84 … 78 kBit/s netto Audio), wie es bei RBB, NDR oder Bayern 2 der Fall ist? Kratzende Instrumente, quietschende, verstümmelte Stimmen und über allem diese kratzige Rauheit? Ist es das, was man künftig für seinen Rundfunkbeitrag bekommen kann? Wird der dann wenigstens auch auf 1/20 „datenreduziert“?
Hier müßte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk mal „erklären“: Beiträge zahlen für immer weniger Audioqualität?
„Digitales Hören“ heißt also: verstümmelt hören. „Digital“ ist kein Qualitätsbegriff mehr (bei der CD war er es einst), „digital“ ist nur noch ein als Qualitätsbegriff missbrauchtes technisches Schlagwort. Der Schaden, der dadurch an der Kulturlandschaft angerichtet wird, kann kaum bemessen werden. Es ist dann auch nicht mehr nötig, bei der ARD Klangkörper vorzuhalten oder Hörspiele zu produzieren – es kommt sowieso nur noch Schund beim Hörer an.
In Norwegen hat man vor eineinhalb Jahren auch die Satelliten-Abstrahlung des Hörfunks umgestellt: statt zuvor mit 192 kBit/s MPEG 1 Layer 2 eine noch leidlich wohnzimmertaugliche Qualität abzuliefern (vergleichbar dem, was DLF Kultur zur UKW-Modulationszuführung benutzte und wohl (teils) auch noch benutzt), sind nun 64 kBit/s HE-AAC am Start, vergleichbar mit ca. 72 kBit/s DAB+. Es klingt schauderhaft, egal ob Klassik- oder Popwelle. Ein das natürliche Hören gewohnter Mensch kann sich das nicht antun. Und ein Wohnzimmer-Radio, das in den 1980er Jahren so miserabel geklungen hätte, wäre als „defekt“ direkt wieder zum Händler zurückgegangen.
Aber für HDTV (inkl. der zugehörigen Tonspuren!!!) findet sich immer eine hohe Bitrate. Der Fernsehton hat den Radio-Ton längst qualitativ überholt. Radio gilt offenbar nur noch als „Nebenbei-Medium“, das aus dem mörtelverschmierten Henkelradio neben dem Betonmischer plärrt.
Die EBU hat 2009 im Vorfeld der Einführung von DAB+ einen umangreichen Hörtest durchgeführt. Daran waren neben Norwegen (NRK) und Schweden (SR) sowie der BBC auch das deutsche IRT (damals noch mit Gerhard Stoll) und der Schweizer Rundfunk beteiligt. Es wurden zahlreiche Qualitätsstufen (Bitraten, Codec-Parametrisierungen) von DAB+ gegen mehrere Qualitätsstufen das „alten“ DAB-Systems und ein anonymisiert mitgeschlepptes Original gehört. Die zugehörige Publikation heißt „EBU Subjective Assessment and Objective measurements of DAB+“, sie ist unter der Nummer EBU – BPN 094 gelistet. Hier einige Ergebnisse:
– Das (anonymisierte) Original wurde im Blindtest zu ca. 97% Audioqualität erkannt (Mittelwert über viele Audiobeispiele und Testhörer).
– Das alte DAB – so wie es Anfang der 1990er Jahre für allgemeine Musikwellen vorgesehen war mit 192 kBit/s MPEG 1 Layer 2 (netto-Audio190 kBit/s) – kam auf 88% – und da hört man schon Limitierungen (lispelnde Sprecher, „matschiger“ Applaus). Für hochwertige programme galten (Aussage BBC) 256 kBit/s MPEG 1 Layer 2 als anzustreben – realisiert hat das auch die BBC nicht, nur BR Klassik lief einst mit satten 256 kBit/s.
– DAB+ in der höchsten getesteten Qualitätsstufe (128 kBit/s LC-AAC, netto-Audio 113,3 kBit/s) kam nur noch auf 80%. Dabei hatte man nur 2 kBit/s Slidesow-Datenrate abgezweigt. Mit heutigen Slideshow-Datenraten wären für diese 80% Audioqualität schon 136 oder gar 144 kBit/s brutto nötig!
– Die heute als „gehobene Qualität“ geltende Bitratenstufe 96 kBit/s HE-AAC kam nur noch auf 68% Audio-Qualität – dabei war damals im Test nur 1 kBit/s für die Slideshow abgezweigt worden (netto-Audio 85,9 kBit/s). Mit heutigen Slideshow-Datenraten wären für diese mageren 68% Audioqualität bereits 104 kBit/s brutto nötig, so wie es der DLF derzeit benutzt.
– 64 kBit/s HE-AAC (netto-Audio damals 56,6 kBit/s, etwa mittig zwischen den heutigen Bitratenstufen 64 und 72 kBit/s bei umfangreicher Slideshow) erreichte nur noch 44% (!!!). Selbst ein ohne psychoakustische Datenreduktion einfach bei 10 kHz tiefpassgefiltertes („dumpfes“) Original wurde da bereits besser bewertet (ca. 48%).
Der EBU waren diese Ergebnisse nicht angenehm und sie hätte die Studie, soweit mir von einem der damals maßgeblich Beteiligten mitgeteilt, gerne „in der Schublade verschwinden“ lassen. Gerhard Stoll vom IRT kämpfte dann für eine Publikation – dazu wurden die Hörtests wiederholt, diesmal mit akustischen „Laien“. Die bewerteten weitaus „gnädiger“: 64 kBit/s HE-AAC zu ca. 74%, 96 kBit/s HE-AAC zu ca. 87%, 128 kBit/s LC-AAC zu 90%, 192 kBit/s MPEG 1 Layer 2 zu ca. 92%. Basierend auf dieser Bewertung wurde dann DAB+ in der Praxis umgesetzt.
Das heißt: die qualitative Ausrichtung des Hörfunks erfolgt in Zukunft an den Ansprüchen akustisch ungeschulter Hörer. Wer durch intensive Befassung mit Klang, beispielsweise durch eigenes Spielen eines Instrumentes oder durch Besuche klassischer Konzerte oder einfach durch achtsames Leben mit direktem Kontakt zu „natürlichen“ Menschen, eine gewisse hörästhetische Erfahrung hat, wird gnadenlos ausgesperrt. Wird man sich künftig dann wenigstens auch vom Rundfunkbeitrag befreien lassen können, wenn man schon den Rundfunk aus vorsätzlichen technisch-qualitativen Gründen nicht mehr nutzen kann?
Ich erwarte (!) von der ARD und dem Deutschlandradio:
– Ausstrahlung aller „gehobenen“ Programme (Bayern 2, BR Klassik, BR Heimat, SWR 2, SR 2, WDR 3, WDR 5, hr2, MDR Kultur, MDR Klassik, RBB Kulturradio, NDR Kultur, NDR Info, Bremen 2) mit jeweils 144 kBit/s LC-AAC
– Ausstrahlung der Unterhaltungs- und Infowellen mit mindestens (!) 112 kBit/s HE-AAC (wie derzeit DLF Kultur)
– sparsamen Umgang mit XPAD, also sparsame Slideshows mit max. 4 kBit/s (es kann nicht angehen, dass für dieses Mäusekino mit lächerlichen 320×240 Pixeln bis zu >10 kBit/s der wertvollen knappen Datenmenge abgezweigt werden, die der Audioqualität fehlen)
– Beibehaltung der hochwertigen Abstrahlung aller öffentlich-rechtlicher Programme in 320 kBit/s MPEG 1 Layer 2 und zusätzlich bei den Kulturwellen in 448 kBit/s AC3 via Satellit, dazu Beibehaltung von DVB-S in QPSK anstelle von evtl. DVB-S2 (Kompatibilität u.a. mit DVB-UKW-Kopfstellentransmodulatoren)
Wenn das realisiert ist, können wir perspektivisch an eine terrestrische UKW-Abschaltung denken. Alles, was bei DAB unter diesen Bitraten liegt, ist kein vollwertiger Ersatz für UKW. Die „Argumentation“, bei der man immer mit unbefriedigendem UKW-Empfang vergleicht, ist schäbig, die lasse ich nicht gelten. Es gab hochwertige UKW-Empfänger und die gab es nicht ohne Grund, der hochwertige Empfang war möglich und wurde genutzt. Nach seinem Wegfall muss es eine qualitativ vergleichbare technische Lösung geben.
Zusätzlich wäre es mal an der Zeit, eine einheitliche Plattform für die Livestreams der öffentlich-rechtlichen Programme zu schaffen. Die ARD sollte hier allen Unterhaltungs- und Infowellen einen Stream mit 192 kBit/s MP3 geben und allen gehobenen Programmen 256 oder 320 kBit/s MP3 (wie es derzeit nur SWR 2 bzw. WDR 3 haben). Nach unten hin kann man ja sinnvoll abstufen (u.a. auch mit einem MP3-Stream in 96 kBit/s mono, einem LC-AAC-Stream in 96 kBit/s stereo (das ist etwas anderes als 96 kBit/s AAC bei DAB, das hat im Unterschied zu DAB tatsächlich 96 kBit/s Audio-Datenrate), einem HE-AAC-Stream in 64 kBit/s stereo).
Dann hätten wir erstmal die von UKW gewohnte Audioqualität ins digitale Zeitalter rübergerettet. Damit hätten wir „technischen Gleichstand“. Um DAB überhaupt einen Vorteil zu verschaffen, müssen auch attraktive Programme her bzw. müssen die noch verbliebenen attraktiven Programme in größerem Rahmen verbreitet werden. Wie wäre es denn mit einem „ARD-Bundesmux, der Bayern 2, BR Klassik, SWR 2, WDR 3, hr2, MDR Kultur, NDR Info enthält? Dann könnte ich DAB auch im Bekanntenkreis weiterempfehlen. So, wie es derzeit läuft (dass ich letztlich auf DAB auch nur das habe, was es auf UKW gibt, also DLF, DLF Kultur und die jeweilige Kultur- und Infowelle der regional zuständigen ARD-Anstalt), gibt es keinen Grund für DAB.