Relotius, Claas

Claas Relotius während der Danksagung zur Verleihung des Deutschen Reporterpreises 2018  | Foto: © Jörg Wagner
Claas Relotius während der Danksagung zur Verleihung des Deutschen Reporterpreises 2018 | Foto: © Jörg Wagner


Hier wird ein Interview in voller Länge dokumentiert, das Eleni Klotsikas mit Claas Relotius am 06.12.2013, vier Tage nach der Verleihung des Deutschen Reporterpreises 2013 führte. Dieses Interview war ursprünglich nicht konzipiert, um es komplett in Interviewform zu veröffentlichen. Es diente vorrangig als Grundlage für einen Bericht im Medienmagazin vom 07.12.2013, um daraus einige interessante Sätze auskoppeln zu können. Angesichts des Schuldeingeständnisses von Claas Relotius fünf Jahre später, umfangreich Reportagen manipuliert zu haben und der Rückgabe aller Reporterpreise, also auch für den 2013er Text „Der Mörder als Pfleger“, der leider online nicht mehr frei einsehbar ist, dient die vollständige Veröffentlichung des nun folgenden Interviews auch zur Aufklärung, obwohl man leider unterstellen muss, nach den vielen Lügen, die inzwischen bekannt sind, dass Claas Relotius gegenüber Eleni Klotsikas nicht unbedingt in jedem Detail ehrlich gewesen sein wird.

Wer:
* Claas Relotius, Freier Autor
* Eleni Klotsikas, Freie Journalistin
Was: Interview nach der Reporterpreisverleihung 2013
Wann: rec.: 06.12.2013, 19:21 Uhr, veröffentlicht zunächst mit einigen Aussagen im radioeins-Medienmagazin vom 07.12.2013 und fünf Jahre später mit einigen Interviewpassagen im radioeins-Medienmagazin vom 22.12.2018, 18:07 und im rbb Inforadio am 23.12.2018, 10:44/15:24 Uhr
Wo: Berlin



(Auszug, wörtliches Transkript, Hörverständnisfehler vorbehalten)

(…)

Eleni Klotsikas: Du hast ja meist in der Nacherzählung geschrieben. Es gibt auch viele Autoren, die steigen so ganz szenisch ein und formulieren alles im Präsens. Einer hat ja dafür sozusagen eine Aberkennung auch bekommen seines Henri-Nannen-Preises. Hat das irgendwie eine gewisse Unsicherheit verursacht bei Autoren, was ist erlaubt, was ist nicht erlaubt?

Claas Relotius: Ähm, also, bei mir persönlich hat es jetzt in Bezug auf diese Geschichte keine Unsicherheit hervorgerufen, weil ich diese Geschichte ja auch nur als Nacherzählung erzählen konnte, sogar die Elemente da drin, die ich ja persönlich vor Ort erlebt habe. Das passte einfach besser. Und das hat sich bei der Geschichte eigentlich sehr angeboten, weil, wenn’s … wär’ man irgendwie zwischen drei, vier Zeitformen immer hin und her gesprungen und das hätte der Geschichte, glaube ich, nicht gedient. Ich glaube, aber dass insgesamt so ‘ne Unsicherheit durch diese ganze Pfister-Geschichte in die Branche gekommen ist. Das glaube ich schon. Ich glaube schon, dass sich viele überlegen, Sachen noch kenntlicher zu machen, ob sie nun was erlebt haben oder nicht. Das spricht auf jeden Fall für Unsicherheit. Ich weiß nicht, ob das dem Leser wirklich immer so wichtig ist. Also, mir persönlich ist es oft als Leser lieber, wenn da nicht explizit nochmal geschrieben wird: Übrigens da war ich jetzt gar nicht dabei oder da war ich jetzt aber dabei, sondern dass … ich les’ einfach gerne gute Geschichten und wenn die so’n Fluss haben, dann stört das eigentlich mich vielmehr.

Eleni Klotsikas: Also, wir müssen es jetzt auch nicht unbedingt auf diese Geschichte beziehen, aber als du das erlebt hast sozusagen, dass da irgendwas aberkannt wurde, wo viele auch mit dem Kopf geschüttelt haben, hat das für dich persönlich irgendwie …, dass du dir jetzt öfter so die Frage stellst: Mach ich das jetzt richtig? Oder: Oh, Gott jetzt muss ich aufpassen oder … also stellst du dir diese Fragen?

Claas Relotius: Nee, ich hab mir das bisher bei keiner Geschichte gestellt, ob ich da irgendwie … die Frage gestellt, ob ich da irgendwie aufpassen muss, ob ich das … ob ich da irgendetwas kenntlich machen muss, ob ich dabei war oder nicht. Das hatte sich bei den Geschichten bisher auch … war das so gar nicht die Frage eigentlich. Also, wie gesagt, bei dieser aktuellen ging das nur so, dass ich’s halt nacherzähle. Und bei anderen hat sich die Frage einfach nicht gestellt.

(…)








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