[0:00] Jörg Wagner: Leipzig, Medientage Mitteldeutschland. Neben mir jetzt Dr. Alexander Wrabetz, der Generaldirektor des ORF. Ich hätte nicht gedacht, Herr Wrabetz, dass wir uns so schnell noch mal zu einem Update treffen, weil ich dachte, dass das schon allgemeingültiger ist, was wir damals aufgenommen haben in Wien, was ja knapp zwei Wochen erst her ist. Wie haben Sie die letzten Tage am Wochenende für sich reflektiert? Spüren Sie etwas so wie eine Befreiung?
[0:27] Alexander Wrabetz: Naja, das muss man sich in Ruhe erst einmal durchüberlegen, was da alles passiert ist, weil das waren ganz intensive drei, vier Tage, wo es wirklich sehr viel verändert hat. Wir waren sehr damit beschäftigt, auch hier wirklich eine sehr umfassende Berichterstattung abzuliefern.
[0:45] Jörg Wagner: Auch mit vielen neuen Gesichtern habe ich gesehen.
[0:47] Alexander Wrabetz: Ja, das hat … also ich glaube … ich bin wirklich sehr stolz. Da hat alles perfekt funktioniert. Neue Gesichter, erfahrene Profis, Technik, Redaktion, Schaltungen – da hat wirklich alles so ineinander gespielt und wir haben gespürt, die Nation Österreich versammelt sich um … wie in der “guten alten Zeit” – unter Anführungszeichen – vor den Fernsehgeräten, um ORF zuschauen und mitzuerleben, was da politisch vor sich geht. Wir hatten an dem Tag dann mit dem Ende der Regierung 3,8 Millionen Menschen, also auf Deutschland übersetzt hieße das, wenn Sie 40 Millionen …
[1:24] Jörg Wagner: … mal 10
Alexander Wrabetz: … Zuschauer ungefähr hätten, die unsere Berichterstattung verfolgt haben und in einem Ausmaß dieser zugestimmt haben, wie es in dieser polarisierten Situation, wie es in dieser polarisierten Situation, in der wir sind, einfach noch nicht erlebt hat. Und das war wirklich ein guter Leistungsausweis für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das ist sozusagen mal das Erste. Das Zweite: Klar, das, was wir vor vierzehn Tagen geredet haben, viele der Drohpotentiale, die mit dem neuen ORF-Gesetz hätten kommen können, sind jetzt einmal vom Tisch, weil es dieses Gesetz jetzt nicht geben wird und wahrscheinlich auch die FPÖ, die hier die treibende Kraft war in Richtung Budget-Finanzierung, Budgetreduktion, Strukturreform, Personalreform, Einschränkung des Leistungsbereichs etc. etc., mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr der Regierung angehören wird.
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