[0:00] Cilla Benkö: Mein Name ist Cilla Benkö und ich bin die Geschäftsführerin und Generaldirektorin von Schweden Radio.
[0:07] Jörg Wagner: Sind Sie auch die Podcast-Direktorin?
[0:10] Cilla Benkö: Nun, ich bin die Geschäftsführerin. Wir haben, ich meine 1.650 Angestellte und eine Menge Leute, die verschiedene Dinge tun. Und es ist lange her, dass ich tatsächlich in der Produktion gearbeitet habe, um ehrlich zu sein.
[0:23] Jörg Wagner: Ich fragte deshalb: Ich sehe keinen Gegensatz zwischen linearem Rundfunk und Podcast. Das Problem ist hier … Ich verstehe dieses Problem “Linear vs. On-demand” nicht. Ich denke, beide sind Zwillinge. Was denken Sie?
[0:37] Cilla Benkö: Nun, ich denke, wir haben tatsächlich noch die ideale Situation, dass wir ein extrem starkes lineares Radio haben, aber gleichzeitig natürlich in die Zukunft schauen müssen. Und wir können in Schweden feststellen, dass zumindest bei Menschen unter 45 Jahren die Abwanderung jetzt ziemlich schnell in Richtung zeitversetztes Radiohören geht. Dabei kann es sich aber auch um einen speziellen On-Demand-Podcast handeln, der nur für On-Demand-Zwecke produziert wird. Ich denke also, dass wir noch beides tun müssen und ich sehe darin auch keinen Widerspruch. Die Frage, über die wir heute hier gesprochen haben, betraf hauptsächlich unsere On-Demand-Inhalte. Behalten wir diese alle für uns? Oder gibt es auch den Vorteil, dass diese On-Demand-Inhalte auf Plattformen von Drittanbietern verfügbar sind? Zumindest in Schweden gibt es viele unserer Podcasts auch bei iTunes, Apple und Spotify, einem großen globalen Player. Sie wollen DIE Audio-Plattform der Welt sein.
[1:36] Jörg Wagner: Ein schwedischer Global Player!
[1:37] Cilla Benkö: Ein schwedischer Global Player! Also, sie sind praktisch auf meinem Hinterhof. Natürlich haben wir eine ständige Diskussion in meinem Unternehmen: Wie viel der Inhalte sollte auf unserer eigenen On-Demand-Plattform verbleiben und wie viel sollten in der Welt der Plattformen von Drittanbietern präsent sein? Bis jetzt denke ich noch, wir müssen lineares Radio entwickeln UND On-Demand-Inhalte. Wir müssen beides tun.
[2:06] Jörg Wagner: Und was denken Sie über die europäische Zusammenarbeit in der EBU z. B.?
[2:12] Cilla Benkö: Wir kooperieren ziemlich stark innerhalb der EBU. Wir haben zum Beispiel einen großartigen Musikaustausch, wenn es um Radio geht. Wir sprechen gemeinsam über Formate, wir führen strategische Diskussionen und haben besonders unter den nordischen EBU-Ländern eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit, auch wenn es um Programme und den Austausch von Programmen geht. Aber ich denke – und das war heute meine wichtigste Erkenntnis: Jedes Land muss ein bisschen selbst entscheiden, wie es sich im Audiobereich entwickeln will. Weil die Märkte unterschiedlich sind, ist die Konkurrenz unterschiedlich und das Publikumsverhalten ist unterschiedlich. Schweden ist ein sehr fortschrittlliches Land, wenn es um die technische Entwicklung und die frühzeitige Einführung neuer technischer Lösungen geht. Aber nicht jedes Land ist gleich. Deshalb denke ich, wir müssen hier auch ein eigenes nationales Denken und unsere eigenen Strategien entwickeln. Diese Strategien sind möglicherweise nicht länger als ein oder zwei Monate gültig. Weil sich die Dinge so schnell ändern, müssen wir sie meiner Meinung nach immer wieder überprüfen.
[3:16] Jörg Wagner: Gute Zusammenarbeit gibt es also, aber ohne europäische Plattform. Ist das ein Problem für Sie?
[3:22] Cilla Benkö: Nun … nicht unbedingt, denke ich. Wir können zwar sehen, dass die Schweden immer noch sehr gut Englisch sprechen und verstehen, aber wenn wir uns die am stärksten abgerufenen On-Demand-Inhalte ansehen, sind es immer noch schwedisch sprachige Angebote. Der Drang nach einer europäischen Plattform ist derzeit nicht sehr groß. Die Leute kommen zu uns, weil sie die Marke Schweden Radio kennen. Sie vertrauen der Marke. Wir könnten dennoch höchstwahrscheinlich mehr Podcasts von anderen Sendern haben, vielleicht auf unserer eigenen Plattform. Dann ist es aber auch eine Frage der Rechte. Wie viel sind wir bereit, den Rechteinhabern für europäische Rechte zu bezahlen? Das wird natürlich viel teurer. Möchte ich das für meine schwedischen Inhalte bezahlen, weil ein paar Leute in Deutschland, in Großbritannien oder in Frankreich Schwedisch hören möchten? Dann müssen Sie verschiedene Versionen in verschiedenen Sprachen erstellen. Dann denke ich, es ist besser, zusammenzuarbeiten, großartige Ideen zu haben, großartige Formate, die funktionieren, und dann machen wir alle unsere eigenen Sachen und die Leute werden zu uns kommen, weil es eine vertrauenswürdige Marke auf nationaler Ebene ist.