21.12.2010: Die tagesschau-App ist da. Rund ein Jahr lang war sie Gegenstand medienpolitischer Streitereien. Zumeist Verleger sahen in ihr eine Beeinträchtigung der sich gerade entwickelnden Bezahlkultur für Apps auf mobilen Abspielgeräten ohne zu erwähnen, dass auch Verleger Gratis-Apps anbieten. Doch taugt die Gratis-tagesschau-App als Killer-Applikation?
Nach einem ersten Durchnavigieren bemerkt man die Intention der Programmierer sofort: Konzentration auf das Wesentliche und Verbesserung der Lesbarkeit im Vergleich zum Umgang mit Hilfe eines bordeigenen Webbrowsers. Das ist gelungen. Weniger ist tatsächlich mehr. Mehr an ergonomischer Qualität. Für unterwegs ist das aussreichend. Grundversorgung halt. Die App verführt jedoch nicht dazu, den PC oder den Fernseher abzuschaffen. Sie verführt auch nicht dazu, Infos ausschließlich nur noch bei der tagesschau zu holen. Im Gegenteil. Durch das Abspecken gegenüber der Internetfassung bekommt man eher Lust z. B. auch einmal bei Spiegel Online vorbei zuschauen.
Die aktuellen Argumente der Verleger am Erscheinungstag der tagesschau-App, hier „handele es sich um ein rechtswidriges Angebot, weil ihre Informationsmenge und -struktur die Grenzen der Sendungsbezogenheit deutlich überschritten“, belegen die Absurdität des einjährigen Kampfes gegen die tagesschau-App.
Ein Produkt vom Markt fernzuhalten zu wollen, das deutlich unter dem Leistungsumfang von tagesschau.de bleibt und bei dem der Video-Anteil gegenüber den Texten deutlich höher ist als in der www-Fassung, damit Verwechslung mit textbasierten Printprodukten vermeidet, sozusagen den Forderungen der Verleger entgegen kommt, zeigt die Verlogenheit der Debatte.
Für die Haptik empfehle ich als ersten Eindruck das Video, aufgenommen kurz nach Erscheinen der App in den frühen Morgenstunden des 21.12.2010. Ein Bewegtbild sagt vielleicht mehr als tausend Worte. Die Frage bleibt: wozu die ganze Aufregung? Es ist nur eine App.
3 thoughts on “tagesschau-App: Mehr Komfort – kein neuer Inhalt”
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