Was: Audiointerview mit dem Darsteller der Rolle „Luther Roscovitz“ in der ZDF-Serie „Der Schwarm“ Wer: Klaas Heufer-Umlauf, Moderator, Schauspieler
Fragen: Jörg Wagner Wo: Glashaus in der Arena Berlin Wann: rec.: 07.06.2022, veröffentlicht in der Audiofassung im radioeins-Medienmagazin vom 04.03.2023, 18:50 Uhr
Klaas Heufer-Umlauf [00:00:15] „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“ für den NDR.
Jörg Wagner [00:00:18] Bist du dadurch entdeckt worden? Jetzt für den „Schwarm“?
Klaas Heufer-Umlauf [00:00:20] Nö, glaub‘ nicht. Also ich …
Jörg Wagner [00:00:21] Wie war es?
Klaas Heufer-Umlauf [00:00:22] Na ja, ich hab‘ immer mal, wenn ich Zeit hab‘ und, und, und das alles passt und irgendwie auch mir das wer zutraut … und so, hab‘ ich ja ab und zu die Möglichkeit, sowas zu machen, eben durch eine Bekanntheit oder vielleicht durch eine Auffälligkeit, die aus einem ganz anderen Bereich kommt. Das heißt, ich probiere mich, wenn es irgendwie geht, in diesem Bereich dann so einzufügen, dass es auch passt. Das heißt, nicht jede Rolle, nicht jede Produktion passt dann zu jemandem, der mit einer Herangehensweise wie ich dann so was macht. Manchmal passt es ganz gut, sowohl zeitlich als auch inhaltlich. Hier kannte ich so ein paar Leute, die schon im Vorfeld damit betraut waren und dann habe ich aber den ganz normalen Weg gehen müssen, das ist ja gut so mit einem Casting und ich hab‘ da einfach Lust drauf gehabt, weil ich das ein sehr spannendes und total interessantes Projekt fand. Und jetzt stellt sich immer mehr heraus, das wird’s jetzt immer mehr.
Jörg Wagner [00:01:05] Durch Corona oder durch irgendwelche anderen Geschichten, die uns irgendwie global auch betreffen? Klima?
Klaas Heufer-Umlauf [00:01:10] Nee, nicht unbedingt. Ich finde, weil das Buch ist ja nun schon wesentlich älter, aber die Probleme ja auch älter als sie in unserer Wahrnehmung sind. Und das ist wiederum ganz interessant. Jetzt gerade haben wir natürlich gemerkt, was passiert, wenn wenn, wenn, wenn, wenn die Welt mal, wie die Tiefseeforscherin so gesagt hat, wenn die Welt beleidigt ist und einmal einen auf’n Deckel gibt. Es gibt also diverse Dinge, auf die wir da zurasen. Wenn wir uns da nicht jetzt drum kümmern, dann wird irgendetwas passieren. Und das verdeutlicht natürlich anhand eines schönen Bildes auch diese Serie. Dass das als auch mahnendes Bild zu verstehen ist, finde ich ganz gut. Dass das in dieser Form daherkommt, hat zumindest die Chance, ganz viele verschiedene Leute zu aktivieren, die da bislang keinen Kontakt zu haben oder die Sensibilität nicht gegeben ist. Weil so muss man sich jetzt nicht dem wahnsinnig akademisch nähern, sondern es kommt einem so ein bisschen … ja wie’s echte Leben daher. Denn, wenn’s im echten Leben passiert, ist es zu spät.
Jörg Wagner [00:02:05] Es gab mal so einen Social-Clip in den Neunzigern, kann ich mich erinnern, habe ich manchmal im Fernsehen gesehen. „Die Natur braucht den Menschen nicht.“ Punkt.
Klaas Heufer-Umlauf [00:02:13] Genau. Das geht aber … die Leute würden immer sagen, es ist schlimm für die Welt und für die Umwelt und so der Umwelt und am Ende ist es wurscht. Also die ersten, die da, die da … von denen man sich gut trennen kann, sind die paar Leute, die darauf rumlaufen. Das sind natürlich am Ende die, die am meisten Ärger machen, aber auch die, die am verzichtbarsten sind. Das ging vorher und es wird auch nachher funktionieren.
Jörg Wagner [00:02:32] Vielleicht nochmal was zu Deiner Rolle. Wen spielst Du da?
Klaas Heufer-Umlauf [00:02:34] Es ist der Luther Roscovitz. Das ist ein … ja, jemand, der sich dort, um’s mal so zu erzählen, der Leiter der Forschungsstation, wenn es darum geht, die HOVs, also die Human Occupied Vehicles, die Submarines zu entwickeln, auszuführen, auch letztendlich auf drei-, viertausend Meter abzutauchen. Dinge, die in Echt auch wirklich so aussehen wie das, was wir in der Serie haben, die auch auf drei-, vierttausend Meter abtauchen, um dann da weiter zu kommen als das 1 %, was bislang erforscht ist. Und das macht er ja.
Jörg Wagner [00:03:03] Muss man sich da als Schauspieler besonders vorbereiten oder sitzt man da nur zwischen Flachbildschirmen und muss irgendwas mimen?
Klaas Heufer-Umlauf [00:03:10] Ja, das muss man oft. Das ist ja nun das Problem an dem Job. Aber umso besser …
Jörg Wagner [00:03:14] Ich meine, was auch im Alltag einem sofort vertraut ist? Oder musstest Du da tatsächlich irgendwie unter Wasser sein?
Klaas Heufer-Umlauf [00:03:20] Ich musste auch ein bisschen unter Wasser sein. Ein bisschen musste ich auch so tun, als wär‘ ich unter Wasser. Und es ist immer ganz gut, wenn man so ein Verständnis dafür hat, auf was man denn da virtuell oder potenziell schaut. Das ist erst mal so’ne Verständnisfrage, ne? Dass man sich also sehr genau damit auseinandersetzen muss mit diesem dann doch wissenschaftlichen, auch internationales Projekt, was natürlich auch Englisch erst mal ist und so. Das heißt, man muss wirklich genau wissen, was tue ich denn da eigentlich. Und wenn man das jetzt nicht gesehen hat – und ein Roman ist immer noch zugänglicher geschrieben als ein Drehbuch – ist schon gut, wenn man sich da mit beschäftigt vorher, um dann zu wissen, was man da eigentlich gerade so entdeckt. Auch vielleicht dann so als verlängerter Arm des Zuschauers, der das ja auch zum ersten Mal alles sieht.
Jörg Wagner [00:03:57] Vielleicht noch was zu der Produktion, weil Du sagtest „international“. Das ist ja nun nicht so typisch, auch für’s ZDF wahrscheinlich nicht Standard, dass man in Kino-Qualität jetzt eine Serie produziert. Hast du paar, drei, vier Unterschiede festgestellt zu den normalen, herkömmlichen Produktionen, wo Du bisher dabei warst?
Klaas Heufer-Umlauf [00:04:12] Ja, klar. Also ich meine, das Budget ist natürlich … verändert die komplette Welt. Ob man jetzt auf seinem eigenen Ruderboot unterwegs ist oder … oder mit der Queen of the Seas ist schon ein Unterschied.
Jörg Wagner [00:04:24] Ja, schon, aber hattest du einen eigenen Bademantel, oder …?
Klaas Heufer-Umlauf [00:04:27] Ja, aber ich bin auch bereit, ihn weiterhin mitzubringen. Also, es ändert, glaube ich, am Ende nichts an irgendeinem Drehbuch. Wenn das schlecht ist, dann macht es auch keinen Spaß, da die … die Millionen pro Folge budgetär zu spüren am Set oder so, wenn die … wenn … wenn das Buch keinen Sinn macht, kann das noch so teuer sein. Das haben wir … wir haben auch alle schon wahnsinnig hoch budgetierte Sendungen, Serien angefangen und nach drei Folgen entnervt ausgeschaltet, weil man sich’s einfach nicht ergucken kann. Es gibt also tolle low-budget-Produktionen mit einem wahnsinnig tollen Team und einem guten Buch.
Jörg Wagner [00:04:55] Das sieht man bei Dir jede Woche. Das ist ja low budget, oder?
Klaas Heufer-Umlauf [00:04:59] Was ich normalerweise mache?
Jörg Wagner [00:05:00] Late Night Berlin.
Klaas Heufer-Umlauf [00:05:00] Late Night Berlin ist für … Nee, das ist nicht low budget. Also ich bin wahnsinnig teuer. Sie sehen das Budget und nicht, was da verpulvert wird. Na also ich verschwende das natürlich nicht ans Studio oder an das … an production vallue, sondern ich nehme da schubkarreweise die Kohle mit nach Hause. Und das ist wahnsinnig teuer für den Sender.
Jörg Wagner [00:05:16] Okay. Aber vielleicht noch mal so einen signifikanten Unterschied. Der Showrunner ist wohl der professionellste seiner Art, Wie kann man das beschreiben? Sind die anderen keine Profis? Sind das alles Laien oder wie … warum wurde das so herausgestellt?
Klaas Heufer-Umlauf [00:05:29] Das kann ich nicht genau beantworten, weil ich so viel Erfahrung damit noch nicht hab‘. Aber was ich feststellen konnte, ist, dass … ich glaube, in jeder, in jedem Zusammenhang, in dem man arbeitet, egal ob das ein Filmset ist oder ob das eine Firma ist oder eine kleinere Gruppe von Menschen, die gemeinsam etwas schaffen wollen, gibt es zwangsläufig Hierarchien. Umso mehr diese Hierarchien aber eben nicht durchgesetzt werden, sondern man respektvoll miteinander umgeht und jeden in seinem Bereich das machen lässt, was er am besten kann und eben nicht die Menschen nur per Macht, dort abriegelt, wo der eigene Horizont aufhört, dann hat man ganz viele toll bezahlte Experten, die nicht machen dürfen, was sie können. Und ich glaube, das hat er ganz gut verstanden. Und diese dann doch wirklich geduldige Kommunikation, die funktioniert von oben nach unten, von unten nach oben. Aber am besten natürlich auf der selben Ebene, auf die man jeden heben kann, wenn man es denn möchte von oben.
Jörg Wagner [00:06:16] Letzter Hinweis: In welcher Folge, welcher Episode kommst Du zum ersten Mal vor?
Klaas Heufer-Umlauf [00:06:21] Dat weiß ich nicht. Keine Ahnung. Habe ich durcheinander gedreht.
Jörg Wagner [00:06:24] Sehr geschicktes Marketing. Gut. Müssen wir jetzt alle gucken.
Klaas Heufer-Umlauf [00:06:27] Ja, man muss auf jeden Fall sehr aufmerksam sein. Also, man kann in der einen oder anderen Folge meinen Auftritt auch durch einen ungünstigen Toilettenbesuch verpassen. Nicht so lange zwinkern, vielleicht einfach das Zwinkern abgewöhnen, weil sonst sieht man mich vielleicht nicht.
