Was: Podiumsgespräch: Whistleblowing, wikileaks und die neue Transparenz
Wo: Berlin, Heinrich-Böll-Stiftung
Wann: 08.02.2011, 20:00 Uhr
Wer: (v.l.n.r.)
* Constanze Kurz, Informatikerin und Sprecherin des Chaos Computer Clubs
* Konstantin von Notz, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
* Moderation: Meike Laaff, taz
* Daniel Domscheit-Berg, OpenLeaks.org / Ex-WikiLeaks-Sprecher
Spätestens seit der Veröffentlichung der US-Botschaftsdepeschen durch WikiLeaks ist Whistleblowing in aller Munde. Dabei ist das Leaken von geheimen Informationen nicht erst seit WikiLeaks ein wirksames Mittel zur Herstellung von Öffentlichkeit und Transparenz. Der wohl berühmteste Fall ist die Watergate-Affäre in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Durch die Digitalisierung ist die Veröffentlichung geheimer Informationen einfacher geworden: während in den 70ern noch nächtelang Dokumente abfotografiert oder fotokopiert werden mussten, reicht heute ein USB-Stick, um tausende von Dokumenten zu vervielfältigen. Whistleblowing-Plattformen ermöglichen dann die anonyme Verbreitung dieser Informationen.
Welche Auswirkungen hat die neue Transparenz auf die Gesellschaft? Wie muss eine ideale Whistleblowing-Plattform aussehen, die nicht die Fehler von WikiLeaks wiederholt? Wie verändert sich der investigative Journalismus durch diese Plattformen? Wie kann zur Förderung öffentlicher Transparenz eine sinnvolle Zusammenarbeit der politischen, gesellschaftlichen und medialen Akteure aussehen?
(Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung)
Kurzeinschätzung:
OpenLeaks, so machte die Diskussion deutlich, ist kein selbsterklärendes und leichtverständliches System. Das kann auch an den rhetorischen Fähigkeiten von Daniel Domscheit-Berg liegen. Denn so richtig klar geworden ist es nicht, wieso man OpenLeaks als Whistleblower nutzen sollte. Deutlich geworden dagegen ist, dass das Whistleblowing einen gesellschaftlichen Diskurs braucht, damit sich ethische Standards herausbilden. Weitere Thesen: Offenheit durch Geheimnisverrat ist wichtig für eine Demokratie. Genauso wichtig ist der Persönlichkeitsschutz. Whistleblower brauchen einen gesetzlichen Schutz. Auch eine technische Plattform befindet sich in einem juristischen Raum. Die Betreiber können sich nicht der Verantwortung entziehen, nur weil sie Informationen durchleiten. Die Presse behindert durch ihre ökonomischen Interessen und den daraus folgenden Drang zur Exklusivität eine breitflächige Verbreitung von brisanten Informationen.